Apartheid ist zu einem Schlagwort unserer Tage geworden. Der Begriff „Apartheid" entstammt dem Afrikaans und umschreibt die Politik der Rassentrennung. Aller Augen sind auf Südafrika und dessen Schwarz-Weiss-Spektakel gerichtet. „Entsetzlich, wie kann man nur!", empören sich die einen. „Es gibt keinen anderen Weg! ", argumentieren die anderen. Bei allem Entsetzen über die Praxis der Rassentrennung sollten wir uns einmal näher damit beschäftigen, was eigentlich Apartheid ist.

Es genügt nicht, empört den Zeigefinger zu heben; wir müssen vielmehr das Wesen der Apartheid erkennen und durchschauen lernen. Wenn wir das heute versuchen, würden wir hernach vielleicht weniger überheblich auf die Südafrikaner zeigen. Ich behaupte nämlich, dass jeder Mensch — auch du und ich — im tiefsten Innern zur Apartheid neigt. Da ist es sogar einerlei, ob wir uns zu den Befürwortern  oder zu den Gegnern der Rassentrennungspolitik zählen.

Die Apartheid des Lammes. Die menschliche Apartheid

Seit je neigt der Mensch zur „Rassentrennung". Im südafrikanischen Treiben wird es uns allerdings einmal „schwarz auf weiss" vor Augen gestellt. Aber es trennt sich nicht nur Weiss von Schwarz. Apartheid ist kein Farbenproblem. Apartheid ist ein Wesensproblem: Stolz, Eigenwille, Selbstsucht, Unbarmherzigkeit. Es trennt sich auch Reich von Arm, Kapitalist von Kommunist. Wo liegt da vor Gott der Unterschied? Jedenfalls kann ich dir ohne Probleme genau sagen, wo in einer Stadt, wie z.B. Bombay, das Reichenviertel beginnt und wo das Armenviertel aufhört. Hast du auch schon Slums neben Wolkenkratzern gesehen? Apartheid! Gebildete trennen sich von Ungebildeten und umgekehrt. Apartheid! Alte trennen sich von Jungen, Junge trennen sich von Alten. Apartheid! Der Drang zur Rassentrennung reicht bis hinunter auf die Ebene der Motorrad- und Hundebesitzer. Bei den Motorradfahrern trennt sich der Honda- vom Kawasaki-, der Suzuki- vom Yamaha-Fan, und wem es gelingt, mit dem stolzen Besitzer einer „Harley-Davidson" eine Ausfahrt zu machen, der hat schon beinahe den Friedensnobelpreis verdient. Bei den Hundebesitzern finden wir hier die „Rassereinen" und dort die „Bastarde". Genau genommen gibt es solche Komplottbildungen in allen Schichten und auf allen Ebenen des Daseins. Sie alle zeugen von unserer Neigung zur Apartheid. In der modernen und gepflegten Sprache hört man das hässliche Wort Komplott allerdings nicht gern. Im Grossen redet man viel lieber von Vereinigung oder Union - z.B. UNO, EU; im Kleinen dagegen von Genossenschaft, Verein, Bund usw. In Tat und Wahrheit tragen die meisten dieser Institutionen das Siegel der Apartheid: Politpartei gegen Politpartei, Staatsbündnisse gegen Staatsbündnisse,

Frauenbewegungen gegen Männer und umgekehrt. Apartheidskomplotte! Sie reichen sogar hinunter bis in die Waschküche. Es gibt kaum ein Mehrfamilienhaus, in dem nicht die Nachbarn „oben rechts" und „unten links" gegen den „unten rechts" usw. verbündet wären. Letzterer „unten rechts" hält es deshalb mit dem „oben links". Apartheid! Ganze Familienkomplotte — zwei gegen drei, vier gegen fünf, zwei gegen zwei usw. usf.

Wonach schreit die Stimme der Apartheid? Ich höre überdeutlich den Schrei nach „Ganzheit" — übrigens auch ein typisches Schlagwort unserer Zeit. Der Mensch sucht Wiederherstellung, das fehlende Teil, das ihm verlorenes Glück wiedererstatten soll. In der Trennung von scheinbar hinderlichen oder gar schuldigen Elementen sucht man die Lösung. Aber selbst zehntausend Trennungen und Komplotte vermögen das sinkende Schiff nicht zu retten. Was ist die Antwort? JESUS CHRISTUS hat sie gebracht! In IHM ist die Wiederherstellung des gefallenen Menschen verheissen. Der Leib Christi soll Ganzheit und Vollendung unter Seinem Haupt, CHRISTUS, empfangen. In Ihm allein ist möglich, was keiner Ideologie dieser Welt je gelungen ist, denn es heisst:

„Da ist nicht Jude noch Grieche (In-/Ausländer), da ist nicht Sklave noch Freier (arm/reich), da ist nicht Mann noch Frau, denn ihr seid alle EINER IN CHRISTUS" (Gal. 3,28; Kol. 3,11)'. In CHRISTUS hat jede Apartheid ein Ende. Halleluja! Und die Praxis, wie sieht es in der Christenheit aus?

 „Da ist weder Grieche noch Jude, Beschneidung noch Unbeschnittenheit, Barbar, Skythe, Sklave, Freier, sondern Christus alles und in allen."

Die Apartheid des Lammes

 Die fromme Apartheid

„Ich meine aber dies, dass JEDER von euch sagt: Ich bin des Paulus (Apartheid!), ich aber des Apollos (Apartheid!), ich aber des Kephas (Apartheid!), ich aber bin Christi (Apartheid!). IST DER CHRISTUS ZERTEILT?" (1. Kor. 1,12-13).

Gott hasst schon jede menschliche Apartheid — wie viel mehr dann die fromme! Aber hier geht es ungehindert weiter. Was wir erleben, spottet jeder Beschreibung: Kurzhaarige gegen Langhaarige und noch öfters Langhaarige gegen Kurzhaarige. Solche mit „Ribbeli"' gegen solche ohne „RibbeW ; mit Kopftuch gegen ohne Kopftuch; Superlative gegen Relative; Zungenredner gegen Verstandesredner und umgekehrt; Missionarische gegen Introvertierte; Tanzende gegen Sitzende; Getaufte gegen Besprengte; Hosen gegen Röcke; lange Röcke gegen kurze Röcke; Geisterfüllte gegen Nicht-Geisterfüllte - Hunderte von frommen Spaltungen, letztlich aber alles fromme und überfromme Apartheid! Ganz zu schweigen von den daraus resultierenden frommen Komplotten: „Bund der ...", „Bund des ...", „Vereinigung der ...", „Gemeinde der ...". IST CHRISTUS ZERTEILT?

Und doch steht auf der anderen Seite: „Denn es müssen auch Parteiungen (Komplotte) unter euch sein, damit die Bewährten unter euch offenbar werden" (1. Kor. 11,19). Es gibt also auch eine „gottgewollte Apartheid". Diese kommt unter anderem dort zum Ausdruck, wo Jesus davon redet,

dass er nicht in erster Linie den Frieden, sondern eine klare Trennung bringen will (Lk. 12,51)1. Am Jüngsten Tag wird dann die vollendete Rassentrennung von JESUS selbst vorgenommen, wenn ER die Schafe von den Böcken scheiden wird. Die „gottgewollte Rassentrennung" scheidet aber einzig Unbewährte aus, solche die gegen Seinen Willen „bocken". Natürlich wollen bei frommen Trennungen stets alle die Bewährten sein.

'Kennzeichen von „bewährt" und „unbewährt"

Ganz gewiss ist jedes aggressive ( Gewalt) Komplott vom Teufel. Alles, was andere niedermacht, verleumdet und in ein falsches Licht bringt,  ( wenn sie  damit Lügen MATH 5,11)   ist unbewährt. Wer immer herrschend sich selber Macht aneignen will oder sich vordrängt, ist unbewährt. Wer bei einer Trennung nicht mit heissen Tränen für die Gegenpartei beten kann, soll sich ernstlich prüfen. Er ist noch nicht bewährt! Aber nicht Tränen, Gebete und fleissige Einheitsbestrebungen allein sind das Siegel der Bewährung. Sonst wäre z.B. die ökumenische Bewegung die vielleicht bewährteste Institution. Dort wird wenigstens noch geweint, einander verziehen und sich abgemüht. Gewiss wird ein wahrhaft Bewährter dagegen auch immer ein weites Herz haben, keine Bitterkeit hegen und auch dann noch nach einem guten Weg suchen, wenn längst alles aussichtslos scheint. Er wird segnend und nie eng sein. Ein Bewährter bewährt sich im verborgensten Winkel seines Herzens ebenso treu wie in der Öffentlichkeit. Er beginnt immer bei sich selber und sucht nie zuerst den Splitter im Auge des Bruders (Lk. 6,42)'. Er durchforscht stets alle Möglichkeiten und sucht wenn immer möglich zuerst sein eigenes Konzept umzustossen, um sein Herzensanliegen verwirklicht zu sehen. Paulus wäre bis zur Selbstverfluchung gegangen, wenn er auf diese Weise die unbewährten Juden hätte retten können (Röm. 9,1-3)2.

Nie wird ein Bewährter die Möglichkeit ausklammern, dass eine Misere vielleicht wegen seiner eigenen Fehler noch nicht gelöst werden konnte. Aber er weiss sich auch einzig dem Wort Gottes und der Gesinnung Christi verpflichtet und kennt darüber hinaus keine anderen Massstäbe: Keine Menschenmeinungen, keine Verträge, keine Bündnisse, keine Traditionen, keine Ideologien usw. Als bewährt kann einer friihestens nach der Feuerprobe gelten, wenn er in der Praxis bewiesen hat, dass ihm sein eigener Name, die eigene Ehre und Anerkennung und sein eigenes Leben nichts gelten neben dem Gehorsam gegen Christus.

' „Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, erlaube, ich will den Splitter herausziehen, der in deinem Auge ist, während du selbst den Balken in deinem Auge nicht siehst? Heuchler, ziehe zuerst den Balken aus deinem Auge! Und dann wirst du klar sehen, um den Splitter herauszuziehen, der in deines Bruders Auge ist."

 „Ich sage die Wahrheit in Christus, ich lüge nicht, wobei mein Gewissen mir Zeugnis gibt im Heiligen Geist, dass ich grosse Traurigkeit habe und unaufhörlichen Schmerz in meinem Herzen; denn ich selbst, ich habe gewünscht, verflucht zu sein von Christus weg ihr meine Brüder, meine Verwandten nach dem Fleisch."

Nach Offb. 14,4 hat sich das Lamm eine Erstlingsfrucht aus den Menschen ausgesondert. Diese zeichnen sich nebst reinem Wandel und Wahrhaftigkeit vor allem dadurch aus, dass sie „dem Lamm folgen, wohin es auch geht". Mit dieser „Rasse" will der HERR JESUS etwas sehr Wesentliches aufzeigen. Nur auf dem Weg des Lammes kann völlige Wiederherstellung geschehen!

Die Apartheid des Lammes ist die einzige gottgewollte Trennung der Rassen. Jede menschliche oder gar fromme Apartheid dagegen wird aufs Schärfste getadelt werden. Folgen wir dem Lamm, wohin es auch geht? Wahrhafte Einheit des Geistes ist überall dort, wo die Lämmer sind. Was sind das für Menschen?

Die Rasse des Lammes

Es sind Menschen, die ihr Leben ganz an das Lamm verloren haben. Sie gehören nicht mehr sich selbst. Die Welt ist ihnen gekreuzigt und sie der Welt. Sie nennen nichts ihr eigen, damit sie besser nachfolgen können. Ihr einziges Gut ist das Lamm. Sie folgen nicht der Masse. Sie können ebenso gut allein wie unter vielen sein — wenn nur die Spuren des Lammes drin sind. Ihr einziger Massstab ist das Lamm: Keine Namen, keine Titel, keine Verträge oder Mittel, keine Traditionen oder menschliche Lehren können sie beeindrucken. Alle eigenen Pläne haben sie gekreuzigt. Sie lehnen sich nicht auf, wenn Eigenes zerbricht; wenn nur das Lamm drin ist. Sie sind unbestechlich. Für das Lamm gehen sie jeden Weg, egal ob er ihnen Vor- oder Nachteile einbringt. Lieber wollten sie sterben, als eigene Wege gehen und dem Lamm dadurch Herrlichkeit rauben. Sie suchen keine eigene Ehre und lieben stets den schlichten Weg. Treue im Kleinen kommt bei ihnen vor grossen Gelegenheiten. Sie halten immer zum Schwachen, Niedrigen und Verachteten. Sie lassen sich gerne für das Lamm beiseite stellen. Sie sind zufrieden, wenn sie nur IHN haben, IHM gehorchen und IHM gefallen dürfen.( Nicht vergessend  das ER uns zuerst geliebt hat am Kreuz) Lieber verlieren sie die ganze Welt als die Spuren des Lammes. Sie können täglich von ganzem Herzen beten: „DEIN Wille geschehe!", auch wenn dieser Wille ihnen ständig nur neue Schwierigkeiten einbringt. Sie sind eine wandelnde Provokation für solche, die noch von ihrem ICH besessen sind. Die Rasse des Lammes ist in allen Denominationen und Kirchen vertreten und zählt sich doch zu keiner dieser Institutionen.  Sie geht auf kirchliche Abgrenzungen ebenso wenig ein wie auf politische Schwarz-Weiss-Grenzen in Südafrika Sie ist eben jungfräulich gegenüber dem Lamm, ungeteilt.Und dennoch offenb 18,4 Geht aus mein Volk,Licht und finsternis passen nicht zusammen

Geschwister, wie sähe es in der Christenheit aus, wenn alle nur dem Lamm folgen würden, wo immer es Apartheids-System verkehren will. Der von Gott geschaffene Leib Christi aber ist und bleibt heilig, rein und unparteiisch! Er lässt sich nicht zertrennen noch von menschlichem Machtgehabe gefangen nehmen.

In den letzten Tagen aber wird das Lamm die Seinen rufen. Werden wir Seine Stimme hören? Es kann Seine Stimme nur der hören, der sie gerne hört und sie liebt (Joh. 10114). Seine Anweisungen werden auf dem letzten Wegstück häufiger und deutlicher werden, wie auch Seine Schritte auf Golgatha näher aufeinander folgten und sich schwerer in die Erde eindrückten. Es möge eine ununterbrochene Spur sein fair Seine Geliebten, wie diejenige des Kreuzes war, das Er hinter sich herschleifte. Seine Stimme wird eindringlicher reden, wie auch Sein Blut eindringlichere Spuren hinterliess auf dem Weg ans Kreuz. Fürchte dich vor nichts, was du hören wirst, und tue es! Höre genau hin und tue auch diejenigen Dinge, die du zum ersten Mal tun musst — aber tue, was das Lamm dir sagt! Du wirst sehen, dass du das Rechte getan hast. So gib Ihm ohne Furcht zuerst dein Herz und dann dein Ohr, auch wenn die vielen um dich herum den Ruf nicht hören können. Die Vollendung des Leibes Christi eilt ihrem Höhepunktentgegen!

Diese sind es, die dem Lamm folgen, wohin es auch geht. Diese sind aus den Menschen als Erstlingsfrucht für Gott und das Lamm erkauft worden" (Offb. 14,4).

Gottes Segen in Jesu  Namen